Leinenführigkeit

Eine entspannte Gassi-Runde im Park, um im stressigen Alltag die Seele baumeln lassen zu können. Die Realität sieht da leider häufig anders aus: Der beste Freund zieht, springt in den Weg und scheint sich für alles zu interessieren, nur nicht für das andere Ende der Leine. Hier erhalten Sie Tipps zum Trainingsaufbau der Leinenführigkeit.

Leinenführigkeit beim Hund

Darauf freut sich jeder Hundebesitzer:

Eine entspannte Gassi-Runde im Park, um im stressigen Alltag die Seele baumeln lassen zu können. Die Realität sieht da leider häufig anders aus: Der beste Freund zieht, springt in den Weg und scheint sich für alles zu interessieren, nur nicht für das andere Ende der Leine. Hier erhalten Sie Tipps zum Trainingsaufbau der Leinenführigkeit.

Benimm dich vernünftig!

Während eines zweistündigen Spaziergangs konzentriert mit durchhängender Leine perfekt neben Frauchen oder Herrchen zu laufen ist von Ihrem Hund zu viel verlangt. Nicht selten ist die Gassi-Runde der Höhepunkt des Tages und Ihr Hund soll diese Zeit auch schnuppernd und tobend genießen können. Um sich klar orientieren zu können, wann Ihr Hund eine Auszeit hat und wann er sich benehmen muss, sollte er ein eindeutiges Signal dazu bekommen. Dies kann ein verbaler Befehl wie „Leine“ sein, oder aber ein anderes spezielles Zeichen. So kann die am Geschirr befestigte Leine bedeuten „Du hast jetzt Freizeit und darfst auch vor oder hinter mir laufen!“ und die im Halsband eingehakte Leine „Lauf nun mit durchhängender Leine neben mir und konzentriere dich auf mich!“ Ganz wichtig ist das absolut und uneingeschränkt konsequente Einhalten dieser Regel, wenn Sie sie einmal aufgestellt haben. Ansonsten ist der Hund verwirrt oder nimmt Sie schlimmstenfalls nicht mehr ernst und es wird in Zukunft extrem schwierig, eine vernünftige Leinenführigkeit erneut aufzubauen.

Leinenführigkeitstraining in der Praxis

Seien Sie unberechenbar! Wenn Sie sich entschieden haben, mit welchem Signal Sie die Leinenführigkeit für Ihren Hund einleiten wollen, kann es losgehen. Beachten Sie, dass es schwierig ist, mit einem unausgelasteten Hund die Leinenführigkeit zu trainieren, denn dann will er erst recht nach vorne preschen. Verlegen Sie das Leinenführigkeitstraining in einen Zeitraum, in dem Ihr Hund ruhig ist und eher wenig Bewegungsdrang hat.

Üben Sie zunächst an einem reizarmen Ort und steigern Sie den Schwierigkeitsgrad nur sehr langsam. Denken Sie sich eine Linie, die waagerecht durch Ihre Fußspitzen verläuft. Sobald Ihr Hund diese imaginäre Linie überschreitet, werden Sie für ihn unberechenbar und wechseln Sie abrupt die Richtung, ohne Ihren Hund dabei direkt anzusehen (Vorsicht, wenn Sie die Leine am Halsband befestigt haben, können Sie den Hund durch einen zu ruckartigen Richtungswechsel verletzen!). Führen Sie weitere unvorhersehbare Richtungswechsel durch, bis Sie (aus dem Augenwinkel) sehen, dass Ihr Hund Ihnen Achtung schenkt und sich darauf konzentriert, Ihnen auf Ihrer Höhe zu folgen. Belohnen Sie ihn sofort verbal und mit Futter. Auch dürfen Sie, wenn er sich auf Sie konzentriert, wieder Blickkontakt mit ihm aufnehmen. Läuft Ihr Vierbeiner weiterhin wie gewünscht neben Ihnen, prima! Loben und füttern Sie ihn in unregelmäßigen kleinen zeitlichen Abständen weiter. Verliert er allerdings wieder das Interesse, beginnen Sie erneut mit Richtungswechseln und variieren Sie auch Ihr Lauftempo. Nimmt Ihr Hund dann wieder Kontakt zu Ihnen auf, belohnen Sie ihn nicht! Er wird sonst sehr schnell lernen, dass ein ständiger Wechsel zwischen ziehen und an lockerer Leine laufen die meisten Kekse in möglichst kurzer Zeit einbringt.

Tipps:

Führen Sie die Richtungswechsel nicht ausschließlich dann durch, wenn Ihr Hund die Linie überschreitet. So erhalten Sie seine Konzentration auf Sie aufrecht. Belohnen Sie keinesfalls forderndes Verhalten wie das Anstupsen der Hand mit der Schnauze, um an die Futterstückchen zu kommen. Ignorieren oder maßregeln Sie es mit einem ruhigen aber bestimmten „Nein“.
Vergessen Sie nicht, den Befehl/das Zeichen für Leinenführigkeit wieder aufzuheben, sonst glaubt Ihr Hund schon bald, die Übung allein beenden zu können.

Steigern Sie den Schwierigkeitsgrad!

Nach und nach werden die Zeitspannen, in denen Ihr Hund perfekt neben Ihnen läuft, immer größer und die unkonzentrierten Phasen kürzer. Erst wenn Sie sich sicher sind, dass Ihr Hund für mehrere Minuten konzentriert neben Ihnen läuft, sollten Sie an einem Ort mit mehr Umweltreizen trainieren. Steigern Sie den Schwierigkeitsgrad, bis Ihr Hund an durchhängender Leine und mit gelegentlichem Blickkontakt zu Ihnen auch an anderen Hunden vorbeigehen kann. Nun können Sie langsam den zeitlichen Abstand zwischen den Belohnungen vergrößern. Unterlassen Sie das Belohnen aber nie völlig! Schließlich leistet Ihr Hund ganze Arbeit, wenn er all die Umweltreize für Sie ignoriert.

Schwierigere Fälle

In den meisten Fällen wird das beschriebene Training, wenn es konsequent durchgeführt wird, Früchte tragen. Allerdings gibt es auch hin und wieder Hunde, bei denen die Übung nicht anschlägt. Eine Möglichkeit, Ihrem Hund Ihren Standpunkt deutlich zu machen, ist Ihre Körpersprache. In aller Regel reagieren Hunde bereits auf feinste Veränderungen in Ihrer Haltung. Gehen Sie gerade, nehmen Sie Ihre Schultern zurück und richten Sie Ihren Blick geradeaus. Wenn Ihr Hund versucht, Sie zu überholen, drehen Sie sich mit leicht vorgeneigtem Oberkörper frontal vor ihn, um ihn (natürlich ohne ihm wehzutun!) anzuhalten. Beobachten Sie Ihren Hund dabei genau. Wenn er beschwichtigt, also die Ohren zurücknimmt, die Lefzen leckt oder den Kopf herunternimmt, und zurückweicht, nehmen Sie sofort den Druck aus der Situation, indem Sie Ihren Oberkörper nach hinten neigen. So kommunizieren Sie, was Sie sich von Ihrem Hund wünschen.

Bei besonders stürmischen Hunden, die zusätzlich ein hohes Körpergewicht aufweisen (und ihren Halter so umreißen könnten) kann es ratsam sein, mit einem so genannten Kopfhalfter zu arbeiten, der den Hund über einen nachgeahmten Schnauzengriff abbremst. Lassen Sie sich die praktische Anwendung unbedingt von einem erfahrenen Hundetrainer zeigen, da Sie Ihrem Hund bei falscher Benutzung Schaden zufügen können. Richtig angewandt kann der Kopfhalfter allerdings eine ideale Entlastung von Halter und Hund darstellen und ein entspanntes Spazierengehen ermöglichen.

Machen Sie sich interessant!

Nicht zuletzt sollte jeder Hundehalter hin und wieder reflektieren, ob er im Konkurrenzkampf um die Aufmerksamkeit seines Vierbeiners gegen die Umweltreize gewinnen kann. Denn jeder kann etwas dafür tun, interessant für sein Tier zu werden und damit den Fokus auf sich zu lenken. Bauen Sie auf dem Spaziergang zwischendurch kleine Gehorsamsübungen ein, lassen Sie unbemerkt ein Spielzeug fallen, das der Hund dann finden muss, balancieren Sie gemeinsam über einen Baumstamm oder lassen Sie Ihren Hund ein verstecktes Leckerli suchen. Den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Je kreativer Sie sind, desto gespannter wird Ihr Hund zu Ihnen blicken und warten, ob Sie sich ein neues Spiel für ihn ausgedacht haben. Sich interessant zu machen ist übrigens auch der Schlüssel zu einer sicheren Abrufbarkeit aus jeder Situation.